2.2.4 „Beziehungsvolle Pflege“ und Selbstbestimmung über den eigenen Körper

Während dem Wickeln, dem Aus- und Anziehen oder dem „Klogang“ nimmt sich die Erzieherin individuell Zeit für das Kind. Wir beginnen stets mit einer Einladung bzw. auch einer Frage, um in die Wickelsituation einzuleiten. Wichtig ist für uns, dass das Kind entscheiden darf über seinen Körper (z.B. Entscheidung, welche Erzieherin wickeln soll oder auch wann) und es somit natürlich auch ein Recht hat zu erfahren, was mit ihm beim Wickeln passiert. Ein angekündigtes kühles Tuch kann als eine angenehme Pflege empfunden werden, während die unvermittelte Berührung mit etwas kaltem und feuchtem eher erschrecken kann. Begleitende Worte und das Gespräch sind für uns sehr wichtig, sie dienen der Beziehung zwischen Erzieherin und Kind. Ein wertschätzender Umgang mit dem Körper durch die Erzieherin ermöglicht es dem Kind, ein positives Körpergefühl zu entwickeln. Keinesfalls soll durch Eile, mangelnde Aufmerksamkeit oder zu bestimmende Handlungen  dem Kind vermittelt werden, dass es selbst, sein Körper und seine Pflege etwas Unwichtiges oder Unangenehmes sei.  Von Anfang an erhalten die Kinder bei uns die Möglichkeit, das Wickeln mitzugestalten. Genauso, wie wir ihm erzählen, was wir mit ihm tun werden, erhält das Kind die Möglichkeit, diese Handlung aktiv mitzugestalten. Das Wickeln bedeutet für uns also die „Beziehungsvolle Pflege“ als Interaktion und Kooperation im Dialog und  als individuelle Zuwendung zwischen Kind und Bezugsperson.

In unserer Krabbelstube findet keine „Sauberkeitserziehung“ statt, viel mehr achten wir auf die Signale, die die Kinder auch unbewusst geben (z.B. Rückzug in eine Ecke, um die Blase oder den Darm in die Windel zu entleeren, Interesse am Toilettengang etc.). Erst wenn das Kind das Druckgefühl in der Blase/ im Anus wahrnimmt und auch den Zusammenhang zwischen Druckgefühl und Darmentleerung erkennen und seinen Schließmuskel kontrollieren kann, ist es reif für den Entwicklungsschritt, ohne Windel auszukommen. Diese körperlichen Voraussetzungen entwickeln sich bei jedem Kind unterschiedlich. Wir versuchen, den Eltern den Druck zu nehmen und die Kinder druckfrei, unterstützend und wertschätzend zu begleiten, wenn das Kind diese Reifeprozesse zeigt.